top of page

Einkauf & Logistik: Pitch-Dokument für OE-Pilotprojekt Einführung universales Menschenbild

Aktualisiert: 30. Aug.

Wie ein erweitertes Menschenbild gezielt in Einkauf & Logistik und das Gesamtunternehmen getragen werden kann.

ree

Du kannst diesen Blogbeitrag "Pitch-Dokument Einkauf & Logistik" als .pdf-Datei kostenfrei herunterladen:



Einleitung


Die Welt spielt nicht mehr nach den alten Regeln. Bei dieser "Welt-Meisterschaft" verschärfen sich die Herausforderungen für Unternehmen fast täglich. Diese Dynamiken erzeugen eine hochkomplexe, fragmentierte Welt, in der die gewohnten Erfolgsrezepte oft nicht mehr greifen. Wohlstand, Wettbewerbsfähigkeit, Resilienz - und damit Unternehmenswerte - stehen unter Druck.


Nur Bester zu sein reicht auch heute nicht. Um ein "Welt-Meister" zu sein, müssen Organisationen es schaffen, aus Unterschiedlichkeit eine gemeinsame Bewegung zu formen:


👉 Einheit in der Vielfalt und Vielfalt in der Einheit.


Dabei ist Einheit ist der unsichtbare Faktor, der Wirkung vielfach hebelt. Der Schlüssel für diese Einheit liegt weder im Organigramm noch in einer gemeinsamen Aufgabe oder in einem gemeinsamen Ziel. Er liegt im Menschenbild, das Handeln prägt – bewusst oder unbewusst.


Das bisher dominierende humanistische Menschenbild hat in den letzten Jahrzehnten enorme Fortschritte ermöglicht:

Es stellt den Menschen als selbstbestimmtes, entwicklungsfähiges und werteorientiertes Individuum in den Mittelpunkt – und hat dadurch Motivation, Eigenverantwortung und persönliche Potenzialentfaltung gestärkt.


Doch in einer zunehmend vernetzten, dynamischen und divers geprägten Welt stößt diese Sichtweise an Grenzen:

Sie bleibt zu stark auf das Individuum fokussiert und unterschätzt die Wirkung kollektiver Dynamiken, Beziehungsqualität und kultureller Kohärenz. Die Folge sind steigende Reibungsverluste, Motivationsverluste und ein sinkender strategischer Wirkungsgrad in vielen Unternehmensbereichen.


Was fehlt, ist ein erweiterter innerer Bezugspunkt:

Das ganzheitliche, universale Menschenbild erweitert den Blick:

Es versteht Menschen nicht nur als individuelle Leistungsträger, sondern als eingebettete Beziehungspunkte in sozialen, kulturellen und ökologischen Systemen. Es integriert Vielfalt, fördert Zugehörigkeit und ermöglicht Transformation als gemeinsamen Entwicklungsprozess – individuell, kollektiv und systemisch.


Dieses Pitch-Dokument ist Teil einer Reihe von neun funktionsspezifischen Mustervorlagen, die Entscheidungsträgern helfen, Pilotprojekte zur Einführung dieses erweiterten Menschenbilds in ihrem jeweiligen Verantwortungsbereich anzustoßen.


Ziel ist es, in 2–3 ausgewählten Funktionsbereichen erste Piloterfahrungen zu sammeln, Wirkungshypothesen zu validieren und daraus übertragbare Prinzipien für die skalierte Anwendung im gesamten Unternehmen abzuleiten.


Jedes Dokument folgt einer klaren Struktur:


  • Strategische Ausgangslage

  • Wirkungshypothesen & Nutzen – kulturell, strategisch, wirtschaftlich

  • Ziele & Vorgehensweise des Piloten

  • Business Case & Wirkungsmessung

  • Skalierungslogik & Erfolgsfaktoren


Damit schaffen die Pitches nicht nur eine inhaltliche Grundlage für den Start, sondern auch eine konsistente Argumentations- und Entscheidungsbasis für das Management.


Gemeinsam mit dem dazugehörigen Anwenderleitfaden bilden sie die wesentlichen Werkzeuge einer von mir bereitgestellten Toolbox für eine unternehmensweite Einführung des ganzheitlichen, universalen Menschenbilds im Rahmen eines Projekts zur Organisationsentwicklung – schrittweise, wirkungsorientiert und nachhaltig.


Zu diesem Pitch-Dokument:


Einkauf & Logistik sind mehr als Preisverhandlungen und Lieferketten – sie sind Beziehungsnetzwerke, die über Vertrauen, Transparenz und kulturelle Passung funktionieren. Ein ganzheitliches, universales Menschenbild  verändert die Art, wie wir mit Partnern, Lieferanten und internen Schnittstellen umgehen: weg von reiner Transaktion, hin zu Kooperation und gegenseitiger Resilienz. Das stärkt nicht nur ESG-Konformität, sondern auch die wirtschaftliche Stabilität.


Inhaltsverzeichnis des Pitch-Dokuments


Executive Summary


1. Strategischer Anlass

Unser Bereich Einkauf & Logistik agiert in einem zunehmend komplexen, internationalen Wertschöpfungssystem. Bislang prägt ein stark westlich geprägtes, humanistisches Menschenbild unser Handeln – mit Fokus auf individuelle Verantwortung, Selbstverwirklichung und rationales Verhandeln. Dieses Modell hat bislang Stabilität, Effizienz und partnerschaftliches Lieferantenmanagement gestützt.


Doch in der Praxis zeigt sich: Das humanistisches Menschenbild stößt im internationalen Kontext an systemische und kulturelle Grenzen:


Zentrale Herausforderung:


  • In vielen Ländern zählt kulturell-bedingt nicht das autonome Individuum, sondern das Einfügen in kollektive Beziehungsgefüge.

  • Vertrauen entsteht nicht über Verträge, sondern durch langfristige, nicht-konfrontative Verbindung.

  • Steuerung über Zielvorgaben wird dort oft als kontrollierend, unhöflich oder gar destruktiv erlebt.


Typische monetäre Folgen:


  • Verzögerte Kooperation & Know-how-Zurückhaltung bei strategischen Lieferanten

  • Verhandlungsineffizienz & Reibungsverluste durch kulturelle Fehlinterpretationen

  • Verpasste Innovationspotenziale in Liefernetzwerken

  • Hoher Koordinationsaufwand & Kontrollkosten durch mangelnde Beziehungsresonanz

  • Risiken für ESG-konforme Lieferkettentransparenz & Reputationsverluste bei Friktionen



2. Strategische Hypothese zum Nutzen

Warum ein erweitertes, universales Menschenbild Einkauf & Logistik strategisch wirksamer macht


Im Rahmen unseres Organisationsentwicklungsprojekt zur Einführung eines ganzheitlichen, universalen Menschenbilds haben wir in der vorherigen Projektphase "Konzeption" bereits ein ganzheitliches, universales Menschenbild zusammen mit externer Expertise als Zielbild erarbeitet, und seine Übertragbarkeit auf Unternehmensfunktionen zusammen mit Fachbereichen positiv reflektiert.


Ein ganzheitliches, universales Menschenbild – mit Merkmalen wie Resonanz, Selbstregulation, Beziehungsintelligenz und kultureller Friedensorientierung – eröffnet neue Potenziale für eine internationale, resiliente und kooperative Liefer- und Beschaffungspraxis.


Kulturelle Wirkungshypothesen


  • Aufbau echter Verbindung zu Lieferanten durch kohärentes, wertebasiertes Handeln

  • Höheres Vertrauen durch kulturell anschlussfähige Kommunikations- und Führungsstile

  • Mehr psychologische Sicherheit in internen Teams durch deeskalierende Kommunikationsformen


Strategische Wirkungshypothesen


  • Globale ESG-Kompatibilität durch systemische Stakeholderintegration

  • Strategische Lieferantenbindung durch kulturelle Kohärenz und Beziehungsresonanz

  • Reputationssicherung durch glaubwürdige, wertegetragene Beschaffungskommunikation


Ökonomische Wirkungshypothesen


  • Reduktion von Koordinations- & Kontrollkosten

  • Höhere Lieferzuverlässigkeit & Krisenresilienz

  • Monetarisierbare Innovationsvorteile durch partnerschaftliche Ökosysteme



3. Pilotprojekt: Ziel und Vorgehen

Das Pilotprojekt schafft einen strategisch geschützten Erfahrungsraum, um die sieben Merkmale unseres in der vorherigen Projektphase erarbeiteten, ganzheitlichen, universalen Menschenbilds für ausgewählte, strategische Teilprozesse im Einkauf & Logistik (z. B. Lieferantenkommunikation, Vertragsverhandlungen, ESG-Kooperationen) zu erproben – und gezielt zu untersuchen.


Ziel:


Erprobung kulturell anschlussfähiger Beziehungslogiken und systemischer Steuerungsformen im globalen Beschaffungsnetzwerk – zur Förderung von Resilienz, Vertrauen und ESG-Kompatibilität.


Was wird getestet:


  • Kommunikationslogik:

Von transaktionaler Vertragskommunikation hin zu resonanzbasiertem Dialog und Beziehungsführung


  • Verhandlungskultur:

Anwendung universeller Prinzipien wie gegenseitiger Achtung und Friedensorientierung in interkulturellen Einkaufsbeziehungen


  • ESG-Steuerung:

Integration systemischer Perspektiven in Lieferantenentwicklung & Nachhaltigkeitskommunikation


  • Wirkungslogik:

Hypothese: Vertrauen & kulturelle Anschlussfähigkeit senken Kontrollkosten, stärken Innovationszugang und erhöhen Krisenstabilität


Umsetzung:


  • Laufzeit:

12 Wochen inkl. Vorbereitungs- und Auswertungsphase

  • Pilotteam:

Mitarbeitende aus strategischem Einkauf, Logistiksteuerung, Lieferantenmanagement & Nachhaltigkeit – mit internationalen Schnittstellen

  • Formate:

Startworkshop, Dialogformate, Stakeholder-Feedback, kulturelle Reflexion, Wirkungsmonitoring

  • Begleitung:

Externe Beratung (z. B. mit interkulturellem Fokus), OE-Einbindung zur Skalierbarkeit



4. Wirtschaftliche Fundierung (Business Case – erste Annahmen)

Ein erweitertes, universales Menschenbild kann im Einkauf & in der Logistik nicht nur kulturelle und ESG-relevante Wirkungen entfalten – sondern auch ökonomisch relevante Verbesserungen erzielen. Erste Annahmen aus Voranalysen und externen Benchmarks legen nahe:


a) Ressourceneinsatz & monetäre Wirkung (jährlich)


Beispielhafter Ressourceneinsatz

Beispielhafte monetäre Wirkung

Wirkungslogik

Vertrauensbasierte Lieferantenentwicklung, interkulturelles Dialog- und Risikomanagement, ESG-kompatible Vertragskommunikation → +10–15 % Aufwand in Pilotphase

Reduzierte Lieferausfälle, geringere Eskalationskosten, stabilere Beziehungen → Einsparungspotenzial 25.000–50.000 €/Jahr pro Hochrisiko-Zulieferer

Systemische Vertrauensbeziehungen reduzieren Absicherungskosten & machen ESG-Prüfprozesse resilienter

Integration kultureller Werte in Verhandlungs- & Auditformate → Aufwand: 5–10 Tage Teamkapazität

Reduktion Eskalationen in asiatischen Liefermärkten → kürzere Reaktionszeiten, höhere Einhaltung, weniger Übersetzungsaufwand

Kulturelle Resonanz ersetzt Kontrollspiralen durch Verständigung & Kooperation


b) Return on Investment (ROI)


Erwarteter ROI: 1 : 5–10, z. B. durch:

  • gesenkte Absicherungs- & Reputationskosten

  • weniger Eskalationsrisiken in kritischen Regionen

  • bessere Revisionssicherheit und CSR-Resilienz


c) Kennzahlen zur Wirkungsmessung (Beispiele)


  • Anzahl interkultureller Reibungsverluste / Eskalationen

  • Qualität der Lieferbeziehungen (z. B. Trust Index)

  • ESG-Audit-Abweichungen vor/nach Pilotphase

  • Reaktionszeit auf Störungen & Konflikte

  • Kosteneinsparung durch reduzierte Prüfkosten

  • Feedback internationaler Partner zu Dialogqualität



5. Erwartete Skalierbarkeit

Das Pilotprojekt im Bereich Einkauf & Logistik ist mehr als ein isoliertes Experiment – es ist ein gezielter Lernraum für eine unternehmensweite Transformation. Die dort gewonnenen Erfahrungen dienen als tragfähige Grundlage für die schrittweise Skalierung eines ganzheitlichen, universalen Menschenbilds in andere Funktionsbereiche.


Skalierungsperspektive im Überblick:


  • Übertragbarkeit durch Systemlogik: Die sieben Merkmale des ganzheitlichen, universalen Menschenbilds schaffen eine anschlussfähige Logik, die auf andere Funktionsbereiche anpassbar ist – z. B. in HR, Produktion oder Compliance.

  • Funktionsspezifische Differenzierung: Die Skalierung erfolgt nicht standardisiert, sondern differenziert – angepasst an funktionsspezifische Besonderheiten, kulturelle Ausgangslagen und strategische Zielsetzungen des jeweiligen Bereichs.

  • Erprobung unter realen Bedingungen: Der Bereich Einkauf & Logistik bietet aufgrund seiner internationalen Vernetzung, interkulturellen Anforderungen und ESG-relevanten Steuerung eine besonders belastbare Testumgebung.

  • Integration in OE-Roadmap: Das Pilotprojekt ist eingebettet in eine größere Roadmap zur kulturellen Transformation. Eine enge Verzahnung mit Organisationsentwicklung sichert Anschlussfähigkeit und Wirkungstiefe.


Fazit zur Skalierbarkeit:


Der Pilot in Einkauf & Logistik schafft nicht nur unternehmensspezifische Learnings – sondern stellt einen übertragbaren Prototyp für systemisch wirksame, kulturell verankerte Steuerung im Sinne einer resilienten und verantwortungsvollen Unternehmensführung dar.


6. Empfohlene nächste Schritte

Wie aus einem kulturellen Impuls ein wirksamer Veränderungsprozess wird


Um den Erkenntnistransfer vom Pitch in die reale Einkaufs- und Logistikpraxis zu sichern, empfiehlt sich ein strukturiertes, anschlussfähiges Vorgehen – mit klarer Mandatierung, passgenauer Teambesetzung und wirkungsorientierter Prozessarchitektur.


Schritt

Beschreibung

Zeithorizont

1. Freigabe Pilotprojekt

Entscheidung des Lenkungskreises / der Geschäftsleitung zur Durchführung des Piloten im Bereich „Einkauf & Logistik“.

innerhalb von 1 Woche

2. Benennung Projektpat:innen

Festlegung eines Tandems aus Bereichsleitung & Top-Management zur Patenschaft und aktiven Begleitung.

innerhalb von 2 Wochen

3. Zusammenstellung Pilotteam

Auswahl eines interdisziplinären Teams entlang der Supply Chain – inkl. strategischer Beschaffung, Nachhaltigkeit, Logistiksteuerung.

innerhalb von 2–3 Wochen

4. Startworkshop

Gemeinsame Zielklärung, Rollenverteilung, Einführung in das Menschenbild und Design des Pilotprojekts.

Woche 4

5. Projektstart & Begleitformate

Offizieller Kick-off, begleitende Dialogformate, Reflexionsrunden und Wirkungsmessung in Echtzeit.

ab Woche 5, für 12 Wochen

6. Zwischenauswertung & Perspektive

Reflexion der Ergebnisse, Ableitung von Skalierungsoptionen, Entwicklung eines bereichsübergreifenden Transferszenarios.

Woche 17–18


Ergänzend empfohlen:


  • OE-Begleitung empfohlen zur Skalierungsfähigkeit

  • Externe Beratung unterstützt Design, Moderation & Wirkungssicherung

  • Regelmäßige Wirkungsdialoge mit CPO zur strategischen Rückkopplung und Entscheidungsvorbereitung


Nächster Schritt:

→ Formale Freigabe durch CPO und Geschäftsleitung – als Startpunkt für ein Zukunftsprojekt, das strategische Relevanz, kulturelle Passung und wirtschaftliche Wirkung intelligent verbindet.

1. Ausgangslage


Werteorientierung trifft Systemgrenzen – warum unser Einkaufs- & Logistikverständnis an Wirkung verliert


Unser Bereich Einkauf & Logistik agiert seit Jahren auf Grundlage eines impliziten humanistischen Menschenbilds, das auf Prinzipien wie Würde, Freiheit, Fairness und Selbstverantwortung basiert. Dieses Modell – historisch stark westlich geprägt – hat uns geholfen, ethische Lieferantenbeziehungen, Mitarbeitendenorientierung und verantwortliche Steuerung zu etablieren. Doch in einem internationalen, multipolaren Umfeld stößt es zunehmend an systemische und kulturelle Grenzen.


Internationale Inkompatibilität – wenn Menschenbilder kollidieren


Unser derzeitiges Menschenbild ist tief in einem westlichen Denkrahmen verankert – beeinflusst durch Aufklärung, Humanismus, Individualismus und Rationalität. Im globalen Einkauf und in internationalen Logistiknetzwerken stoßen wir dadurch an kulturelle Kompatibilitätsgrenzen:


  • Kollektivistische Kulturen (z. B. Asien, Afrika, Teile Südamerikas) operieren mit anderen Werteprioritäten: Harmonie statt Konfrontation, Loyalität gegenüber Gruppen statt individueller Verantwortung, zyklische statt lineare Zeitlogik

  • Hierarchisch geprägte Gesellschaften (z. B. arabischer Raum, Teile Südostasiens) verstehen Selbstverantwortung anders als westlich-individuell gedachte Autonomie.

  • Spirituelle Menschenbilder (z. B. Indien, indigene Kulturen) sehen den Menschen als Teil eines energetischen oder kosmischen Zusammenhangs – Compliance-Mechanismen wirken hier oft technokratisch und kulturell entkoppelt.


Typische Merkmale unseres humanistischen Menschenbilds haben folgende Herausforderungen in Einkauf & Logistik:


1. Menschen sind autonom, verantwortlich und moralisch steuerbar

→ Lieferantenkodizes, Selbstverpflichtungen, CSR-Audits

→ Herausforderung: In unserem internationalen Liefernetzwerken treffen diese Prinzipien auf kulturelle Realitäten, in denen Kollektivismus, Hierarchie oder spirituelle Dimensionen dominieren. So entstehen Missverständnisse, Fehleinschätzungen oder Compliance-Brüche – nicht aus bösem Willen, sondern aus Inkompatibilität von Menschenbildlogiken.


2. Fairness ist universell und partnerschaftlich

→ Gegenseitige Vertrauensbasis, Gleichbehandlung

Herausforderung: Was im Westen als fair gilt, kann in anderen Kulturen als Kontrolle, Einmischung oder Machtspiel gelesen werden. So entstehen Spannungen in der Lieferbeziehung, die das Vertrauen unterminieren.


3. Entwicklung ist planbar, linear und steuerbar

→ Strategische Jahresverträge, Forecast-basierte Bestellungen

Herausforderung: Volatile Märkte, politische Instabilität oder kulturell andere Zeithorizonte machen diese Annahme dysfunktional – es fehlt an Resilienz und Deutungsfähigkeit.


4. Verantwortung ist individuell verankert

→ Individuelle Verpflichtung zur Einhaltung von Regeln & Normen

Herausforderung: In kollektivistisch geprägten Regionen werden Entscheidungen oft nicht individuell getroffen – Verantwortung wird im sozialen System verteilt, was direkte Rechenschaft erschwert.


Typische monetäre Folgen:


Diese Unterschiede führen nicht nur zu Missverständnissen, Vertrauensverlust oder Ineffizienz, sondern auch zu handfesten ökonomischen Risiken:


  • Lieferausfälle & Qualitätsprobleme, weil Anweisungen, Standards oder Kontrollprozesse kulturell unterschiedlich interpretiert werden

  • Reputationsrisiken, wenn westliche Audits als kulturell übergriffig oder politisch gewertet werden

  • ESG-Verstöße trotz guter Absichten, weil lokale Partner die Bedeutung bestimmter Standards nicht teilen oder anders kontextualisieren

  • Verlust von Innovationspotenzial, wenn kulturelle Vielfalt nicht systemisch eingebunden wird

  • Erhöhter Koordinations- & Kontrollaufwand, weil Vertrauen nicht entsteht oder nicht aufrechterhalten werden kann


Internationale Praxisbeispiele: Wo unser humanistisches Menschenbild im Bereich Einkauf & Logistik an Grenzen stößt


1. Beispiel: Compliance & Lieferantenaudits in China


a) Unsere humanistische Annahme:

Individuen sind eigenverantwortlich und verhalten sich normgerecht, wenn sie informiert und fair behandelt werden.


b) Unsere erlebte Praxis in China:

In der chinesischen Geschäftskultur wird Verantwortung oft kollektiv oder entlang von persönlichen Loyalitäten verstanden. Regelkonformität entsteht weniger durch abstrakte Prinzipien als durch Vertrauen in Beziehungen („Guanxi“).

Folge: Unsere Lieferant:innen können Vorgaben anpassen oder umgehen, ohne dies als ethisch problematisch zu empfinden – etwa wenn Subunternehmer ohne Genehmigung beauftragt werden.


c) Monetäre Auswirkung:

  • Unsere Auditkosten steigen um bis zu 25–40 %, da Kontrollmechanismen nachgebessert werden müssen

  • Reputationsschäden, die sich negativ auf Markenwert und Börsenwert auswirken können


2. Beispiel: Verhandlung & Vertragsbindung in Japan


a) Unsere humanistische Annahme:

Transparente Verhandlungen, klarer Vertrag, gegenseitige Verantwortung.


b) Unsere Praxis in Japan:

In der japanischen Kultur sind Harmonie und indirekte Kommunikation zentral. Ein schriftlicher Vertrag wird nicht zwingend als final betrachtet – vielmehr zählt das kontinuierliche Beziehungspflegen. Eine direkte Eskalation bei Nichteinhaltung wird als Gesichtsverlust gewertet.

Folge: Strategische Lieferverträge werden formal abgeschlossen, aber in der Praxis informell angepasst – ohne Vorwarnung.


c) Monetäre Auswirkung:

  • Lieferverzögerungen von Schlüsselkomponenten ohne Eskalation, weil Unzufriedenheit nicht offen geäußert wird

  • Planabweichungen und Produktionsstillstände mit Folgekosten im sechsstelligen Bereich

  • Verlorene Verhandlungsmacht, weil westliche Eskalationsstrategien Beziehungsebene beschädigen


3. Beispiel: Forecast-Logik und operative Agilität in Ostasien


a) Unsere humanistische Annahme:

Märkte entwickeln sich rational planbar, Lieferketten folgen Forecast-basierten Zyklen.

b) Unsere Praxis in Ostasien (v. a. China):

In volatilen Märkten und politischen Rahmenbedingungen (z. B. plötzliche Exportbeschränkungen) werden Forecasts als grobe Orientierung gesehen, nicht als bindende Grundlage.

Folge: Unsere lokalen Partner reagieren flexibel und kurzfristig – unser westliches Unternehmen interpretiert dies als „Unzuverlässigkeit“.

c) Monetäre Auswirkung:

  • Fehldispositionen & Überlagerung, da Forecasts ignoriert werden

  • Überproduktion oder Lieferengpässe, die zu Sonderfrachten, Strafzahlungen oder Kundenausfällen führen

  • Verlust von Agilität und steigende Pufferbestände = höhere Lager- & Kapitalbindungskosten


Fazit aus Sicht unseres CPO:


„Unser westlich-humanistische Menschenbild vernachlässigt die systemische, kulturelle Einbettung von Verantwortung und Kommunikation. In unserem internationalen Einkauf & Logistik führt das nicht nur zu Verständnislücken und Beziehungskonflikten, sondern zu substanziellen ökonomischen Verlusten – durch Fehlsteuerung, operative Risiken, Kontrollkosten und Vertrauensbrüche.


Ein ganzheitliches, universales Menschenbild kann diese Lücke schließen – in-dem es kulturell übergreifende Prinzipien wie Resonanz, systemische Verantwortung, Selbstregulation und Friedensorientierung ins Zentrum stellt. Es ermöglicht steuerbare Partnerschaften, ohne kulturelle Übergriffigkeit – und reduziert strategische Reibungsverluste in globalen Netzwerken.“


2. Strategischer Hebel & Beitrag zu Unternehmenszielen


Chancen der Erweiterung des Menschenbilds – von Transaktion zu Resonanzsystem


Ein ganzheitliches, universales Menschenbild verleiht unserem Bereich Einkauf & Logistik eine neue strategische Steuerungslogik: Statt lediglich Lieferketten zu optimieren oder Einkaufskosten zu senken, wird Beziehungspflege, kulturelle Kohärenz und systemische Fairness zum tragenden Prinzip von Liefer- und Wertschöpfungsketten.


Die sieben Merkmale eines universalen Menschenbilds lassen sich direkt auf Einkaufs- und Logistiklogiken übertragen – mit hoher Relevanz insbesondere in internationalen Kontexten, wo unser westlich geprägtes, humanistisches Menschenbild kulturell häufig nicht anschlussfähig ist.


2.1 Chancen der Erweiterung des Menschenbilds

Nachfolgend sind diese Chancen tabellarisch dargestellt – entlang der sieben Merkmale des erweiterten, universalen Menschenbilds, wie wir es in der vorherigen Projektphase „Konzeption“ als Zielbild entwickelt haben.


Merkmal des universalen Menschenbilds

Logik in Einkauf & Logistik (neu gedacht)

Strategische Wirkungshypothese

1. Das Eine-Sein (universales Ziel)

Strategische Partnerschaften mit langfristiger Wertschöpfungsperspektive

Höhere Lieferstabilität und Innovationsfähigkeit durch geteilte Ziele

2. Wandel (universale Ursache)

Flexible, adaptive Steuerung statt reinem Effizienztracking

Erhöhte Resilienz bei Marktveränderungen, geringere Ausfallkosten

3. Selbstregulation (universales Prinzip)

Dialogbasierte Feedbacksysteme mit Lieferpartnern

Früherkennung von Risiken, bessere Qualität & Compliance

4. Wahres Selbst (universale Eigenschaft)

Kulturell sensible Beziehungspflege – echte Unterschiedlichkeit zulassen

Reduktion kultureller Spannungen, bessere Verhandlungskultur

5. Sozioökologisches System (universale Relation)

Lieferkette als ethisches und ökologisches System verstehen

ESG-Risiken früh erkennen & vermeiden, höhere Nachhaltigkeitsstandards

6. Bedürfnispanarchie (universale Ganzheit)

Ganzheitliche Bewertung statt nur Preis-Leistung

Höhere Kundenzufriedenheit durch bessere Qualität & Liefersicherheit

7. Frieden (universaler Wert)

Deeskalierende Konfliktbearbeitung, faire Bedingungen, gerechte Preise

Geringere Reputationsrisiken, stabile Partnerschaften, niedrigere Kontrollkosten


2.2 Wie das Pilotprojekt auf strategische Unternehmensziele einzahlt

Das geplante Pilotprojekt im Bereich Einkauf & Logistik soll prüfen, ob und wie ein erweitertes, universales Menschenbild zu höheren Resilienz-, Effizienz- und ESG-Wirkungen führen kann – insbesondere in unseren kulturell komplexen, internationalen Liefernetzwerken.


1. Lieferkettenstabilität & Resilienz erhöhen:

Früherkennung von Risiken, engere Koordination und schnellere Reaktionsfähigkeit durch beziehungszentrierte Steuerung

2. ESG-Compliance verbessern & Reputationsrisiken minimieren:

Nachhaltigkeit, Arbeitsrechte und faire Entlohnung als systemischer Bestandteil der Einkaufslogik – nicht als „Compliance-Korrektur“

3. Internationale Kooperationen kultursensibel ausbauen:

Aufbau vertrauensvoller, langfristiger Lieferbeziehungen durch kulturell an-schlussfähige Prinzipien (z. B. Achtung, Beziehungspflege, langfristige Orientierung)

4. Kostenstruktur optimieren – durch Qualität statt Kontrolle:

Weniger Kontrollaufwand, bessere Vertragstreue, geringere Eskalationskosten

5. Innovationsfähigkeit in der Lieferkette stärken:

Zulieferer werden als strategische Co-Entwicklungspartner gesehen, nicht nur als Kostenfaktor


3. Ziel des Pilotprojekts


Von Lieferbeziehung zu Beziehungslogik – das Menschenbild im Praxistest


Das geplante Pilotprojekt im Bereich Einkauf & Logistik dient als geschützter Erprobungsraum, um die strategische Wirkung eines ganzheitlichen, universalen Menschenbilds konkret in der Praxis zu testen – insbesondere in unseren internationalen, kultursensiblen Liefernetzwerken.


Es geht nicht um einen abstrakten Wertewandel, sondern um die Frage:


Wie verändert sich Steuerungsqualität, Stabilität und ESG-Wirkung, wenn Einkaufs- und Logistikbeziehungen aus einem universalen Menschenbilds heraus gestaltet werden – statt allein aus Effizienzlogik und Kontrolle?


Dabei verstehen wir das ganzheitliche, universale Menschenbild nicht als Alternative, sondern als Erweiterung unseres bisherigen, humanistischen Modells: Es geht darum, kulturelle Empathie, Fairness und Verantwortung systemisch zu verankern – nicht nur situativ oder vertraglich geregelt.


Vergleich: Humanistisches vs. Ganzheitliches, universales Menschenbild im Kontext von Einkauf & Logistik


Aspekt

Humanistisches Menschenbild

Ganzheitliches, universales Menschenbild

Definition

Würde, Individualität, Empathie (z. B. Rogers, Maslow)

Zeit- & kulturübergreifende Prinzipien von Verantwortung & Beziehung

Fokus

Fairness in Arbeitsbedingungen & Individualethik

Systemische Gerechtigkeit & kulturelle Anschlussfähigkeit

Zielrichtung

Partizipation & persönliche Entwicklung

Stabilität, Friedensfähigkeit & globale Resonanz

Systemelemente

Lieferantenbeziehungen & interne Schnittstellen

Ganzheitliches Wertschöpfungsnetzwerk

Ressourceneinsatz

Höher bei wachsender Komplexität

Geringer durch mehr Vertrauen & Kooperation

Führungsverständnis

Empathisch, kommunikativ, partnerschaftlich

Systemisch denkend, beziehungsorientiert, kultursensibel

Wirkungshorizont

Operative Effizienz

Strategische Resilienz & ESG-Wirkung

Wertschöpfung / Impact

Preisfokussierte Einkaufskennzahlen

Nachhaltiger Impact über Qualität, Vertrauen & ESG-Reputation

Zielsetzung des Piloten:


  • Beziehungslogik statt Transaktionssteuerung:

Test, wie sich Qualität, Nachhaltigkeit und Resilienz verändern, wenn Lieferbeziehungen dialogisch, partizipativ und wertebasiert gestaltet werden.

  • Praxisüberprüfung in kulturübergreifenden Kontexten:

Anwendung der Menschenbild-Logik mit Fokus auf Vertrauen, Gesichtswahrung, Langfristbeziehung.

  • Wirkung auf ESG & Risiko:

Evaluation, ob menschenbildbasierte Steuerung zu besserer ESG-Konformität, geringeren Konfliktkosten und höherer Planbarkeit führt.

  • Systemische Skalierbarkeit:

Bewertung, ob das neue Steuerungsmodell übertragbar ist auf andere Liefernetzwerke und angrenzende Funktionsbereiche (z. B. Produktion, Qualität, Nachhaltigkeit).

  • Interne Anschlussfähigkeit:

Stärkung des Rollenverständnisses im Einkauf: Vom Kostensenker zum Wertearchitekten – mit strategischer Bedeutung im ESG-Kontext.


Fazit:


Internationale Verantwortung, systemisch gestaltet


Unser Einkauf & unsere Logistik leisten weit mehr als Kosten- und Effizienzoptimierung – sie gestalten aktiv die Art, wie wir als Unternehmen global verbunden sind. Das Pilotprojekt eröffnet die Chance, diese Verantwortung neu auszurichten:


  • Wie entsteht Vertrauen über kulturelle Unterschiede hinweg?

  • Wie wird aus Versorgungssicherheit ein Beitrag zu Wertschöpfung und Fairness?


Die Erfahrungen aus dem Pilotprojekt liefern dafür eine belastbare Grundlage – durch Erkenntnisse, die strategisch wirksam, kulturell anschlussfähig und international übertragbar sind. Ein notwendiger nächster Schritt hin zu einem Einkauf & Logistik-Bereich, der Lieferketten nicht nur managt, sondern systemisch und werteorientiert gestaltet.


4. Vorgehensweise


Was konkret umgesetzt wird – und wie daraus ein skalierbarer Hebel entsteht


Das Pilotprojekt im Bereich Einkauf & Logistik soll unter realen Bedingungen zeigen, wie ein ganzheitliches, universales Menschenbild als strategischer Orientierungsrahmen wirkt – insbesondere im Spannungsfeld von Effizienz, Verbindlichkeit, internationaler Verantwortung und kultureller Komplexität.


4.1 Pilot-Setting

Element

Beschreibung

Bereich

Einkauf & Logistik (mit Fokus auf strategischen Einkauf, Lieferantenmanagement und internationale Supply Chains)

Pilotteam

Leitung Einkauf & Logistik + Mitarbeitende aus Lieferantenmanagement, Qualitätssicherung, Nachhaltigkeit & SCM

Dauer

12 Wochen inkl. begleiteter Reflexions- und Auswertungsphase

Begleitung

Externe Beratung, systemisches Wirkungsdesign, iteratives Lernformat

Rahmen

Geschützter Experimentierraum mit Management-Support, klarer Lernagenda und internationaler Beteiligung (z. B. Schnittstellen zu China, Japan, Indien)


4.2 Was wird konkret getestet?

Dimension

Pilot-Ansatz

Menschenbild

Zusammenarbeit und Verhandlung entlang der 7 Merkmale des ganzheitlichen, universalen Menschenbilds – z. B. Resonanz, Friedensorientierung, Selbstregulation

Lieferantenbeziehungen

Vom Kontrollparadigma zu partnerschaftlicher Resonanz – insbesondere in Kulturen mit anderem Menschenbildverständnis (Asien, Global South)

Zusammenarbeit

Vertrauensbasierte Koordination, kulturell anschlussfähige Feedbackprozesse, partizipative Eskalationslogik

Verhandlung & Sprache

Wahrhaftige Kommunikation mit Fokus auf Beziehungspflege statt reiner Nutzenmaximierung

Entscheidungslogik

Mehrdimensionale Bewertungskriterien (Effizienz, soziale Kohärenz, kulturelle Passung)

Wirkung

Veränderung in Qualität der Zusammenarbeit, Eskalationsrate, Vertragsstabilität, Liefersicherheit, Reputation in ESG-Rankings


4.3 Erste Wirkannahmen (Hypothesen)

  1. Wenn Einkauf & Logistik auf Basis eines universalen Menschenbilds agieren, dann steigen Vertrauen, Kooperationsbereitschaft und Stabilität – insbesondere in kulturübergreifenden Lieferbeziehungen.

  2. Wenn Kontrollmechanismen durch partnerschaftliche Selbstregulation ersetzt werden, dann sinken Transaktionskosten und Konfliktquoten – insbesondere bei internationalen Lieferanten.

  3. Wenn kulturelle Kohärenz systemisch verankert ist, dann steigt die Anschlussfähigkeit an lokale Partner – und damit die Resilienz der gesamten Lieferkette.


4.4 Erwarteter Nutzen

Das Pilotprojekt soll konkrete kulturelle, strategische und ökonomische Vorteile für den Bereich Einkauf & Logistik sowie für unser Gesamtunternehmen sichtbar machen. Die erwarteten Nutzenaspekte gliedern sich wie folgt:


  • Kulturell: Mehr Vertrauen, interkulturelle Anschlussfähigkeit, resilientere Be-ziehungen

  • Strategisch: Beitrag zu ESG-Positionierung, bessere Absicherung komplexer Lieferketten, geringere Eskalations- und Reputationsrisiken

  • Ökonomisch: Geringere Transaktionskosten, weniger Vertragskonflikte, höhere Liefertreue


4.5 Wirtschaftliche Fundierung: Business Case & Wirkungsmessung

Im Pilotprojekt werden erste Annahmen zur betriebswirtschaftlichen Wirkung eines erweiterten, universalen Menschenbilds im Bereich Einkauf & Logistik erprobt – mit dem Ziel, langfristig einen skalierbaren Business Case zu entwickeln. Dabei wer-den potenzielle Einsparpotenziale, Qualitätsgewinne und Risikominimierung systematisch betrachtet.


4.5.1 Erlös- & Kostenplanung

Beispiel Ressourceneinsatz (jährlich)

Beispiel monetäre Wirkung (jährlich)

Beispielhafte Wirkungslogik

Aufbau partnerschaftlicher Lieferantenbeziehungen, interkulturelle Dialogformate, kultursensible Trainings (+10–15 % Projektkosten)

Weniger Eskalationen & Vertragskonflikte (–25–50 % Eskalationskosten) Reduktion von Lieferverzögerungen (–10–20 %) Stabilere Preise & langfristigere Lieferverträge

Lieferanten kooperieren zuverlässiger und langfristiger, wenn sie als kulturell gleichwertige Partner erlebt werden


4.5.2 Return on Investment

Beispielhafte Schätzung: 1 : 5–10

Durch weniger Störungen, stabilere Lieferketten, bessere ESG-Bewertung (z. B. Lieferantenrankings), geringeren juristischen Aufwand und Imagegewinn bei nachhaltiger Beschaffung


4.5.3 Metriken zur Wirkungsmessung

Zur fundierten Evaluation des Pilotprojekts wird ein kombiniertes Wirkungsmonitoring eingesetzt – mit qualitativen Feedbackformaten und quantitativen Key Performance Indicators (KPIs). Ziel ist es, kulturelle, strategische und wirtschaftliche Wirkungen sichtbar und skalierungsfähig zu machen.


Beispiele:


a) Quantitativ:


  • Anzahl eskalierter Vertragskonflikte (vor/nach Pilot)

  • Liefertermintreue & Planabweichung (%)

  • Reaktionszeit bei Störungen

  • Kosten pro Eskalation & Konfliktlösung

  • Durchschnittliche Lieferantenzufriedenheit

  • KPI: Lieferketten-Stabilität


b) Qualitativ:


  • Qualität der Zusammenarbeit (Feedback Lieferanten)

  • Wahrnehmung des Unternehmens in CSR-/ESG-Audits

  • Passung kultureller Zusammenarbeit im Feedback internationaler Teams

  • Markenwirkung als verantwortungsbewusster Beschaffer


Diese Datenpunkte dienen als Grundlage für eine faktenbasierte Skalierungsentscheidung, die kulturelle Glaubwürdigkeit mit wirtschaftlicher Plausibilität verbindet.


4.6 Verbindung zum Gesamtunternehmen: Skalierung durch Wirkung

Das Pilotprojekt im Bereich Einkauf & Logistik ist kein isoliertes Testfeld, sondern ein integraler Baustein einer strategisch angelegten, unternehmensweiten Roadmap zur Einführung eines ganzheitlichen, universalen Menschenbilds als Orientierungsrahmen für Steuerung, Zusammenarbeit und Beziehungsgestaltung.


Skalierungslogik auf drei Ebenen


1. Erfahrungsbasierte Validierung

Die konkreten Lernerfahrungen des Pilotprojekts – aus interkulturellem Dialog, Lieferantenbeziehungen, Prozessgestaltung und interner Zusammenarbeit – liefern fundierte Hinweise darauf, wie tragfähig, anschlussfähig und wirkungsvoll das Menschenbild in der operativen Realität wirkt.


2. Funktionale Differenzierung

Statt auf Standardisierung wird bei der Skalierung auf funktionale Anschlussfähigkeit geachtet. Für andere Unternehmensbereiche (z. B. Produktion, Finanzen, Vertrieb) werden menschenbildbasierte Prinzipien und Interaktionslogiken abgeleitet, die ihrer spezifischen Systemdynamik und Stakeholderlogik entsprechen.


3. Systemische Kohärenz

Trotz funktionsspezifischer Ausgestaltung bleibt die zugrunde liegende Menschenbildlogik kohärent. So entsteht eine gemeinsame kulturelle Klammer, die über Bereichsgrenzen hinweg wirkt – in der Kommunikation nach außen wie in der Steuerung nach innen.


Beitrag zur Gesamtorganisation:


  • Lieferkettengesetz & ESG-Konformität: Das Menschenbild bietet einen kulturellen Rahmen, um regulatorische Anforderungen partnerschaftlich umzusetzen – nicht als Compliance-, sondern als Vertrauensprozess.

  • Internationale Anschlussfähigkeit: Das Menschenbild hilft, kulturelle Spannungen in internationalen Beziehungen konstruktiv zu transformieren – statt sie durch westlich geprägte Managementlogiken zu verschärfen.

  • Transformation von Procurement zu Partnership: Einkauf wird zum Brückenbauer im ökonomisch-ökologischen Wandel – und leistet damit einen strategischen Beitrag zur nachhaltigen Wertschöpfung.


5. Erfolgsfaktoren & Risiken im Pilotprojekt

Ein wirksames Pilotprojekt im Bereich Einkauf & Logistik erfordert nicht nur methodische Klarheit, sondern auch kulturelle Sensibilität und strategische Anbindung. Die systemische Dimension des erweiterten, universalen Menschenbilds bringt besondere Anforderungen mit sich – ebenso wie besondere Chancen.


5.1 Erfolgsfaktoren – was das Pilotprojekt trägt

Faktor

Beschreibung

Top-Management-Rückendeckung

Aktive Unterstützung durch Bereichsleitung und Unternehmensführung schafft Vertrauen und Priorität.

Interkulturelle Sensibilität

Das Menschenbild wird im Kontext internationaler Lieferbeziehungen reflektiert – nicht westlich überformt.

Kooperationsorientiertes Design

Lieferanten und Partner werden als Mitgestalter in die Pilotlogik eingebunden – nicht nur als Empfänger.

Verknüpfung zu ESG & Strategie

Das Pilotprojekt zahlt direkt auf ESG-Ziele und Nachhaltigkeitsstrategie ein – keine Parallelstruktur.

Wirkungsmonitoring

Klare Hypothesen, qualitative Resonanzindikatoren und betriebswirtschaftliche Kennzahlen ermöglichen Lernfortschritt.

Externe Begleitung

Unterstützung in Moderation, Kulturdolmetschen und Wirkungsdesign – insbesondere bei interkulturellen Spannungsfeldern.


5.2 Potenzielle Risiken – und wie wir ihnen begegnen

Auch im Bereich Einkauf & Logistik gibt es systemische Spannungen, die den Erfolg gefährden könnten. Doch genau diese Risiken bergen das Potenzial für organisationales Lernen – wenn sie frühzeitig adressiert werden.


Risiko

Ursache/Beispiel

Prävention/Umgang

Interkulturelle Fehldeutung

Anwendung westlicher Logiken in internationalen Kontexten kann Vertrauen untergraben

Dialogformate mit lokaler Expertise, kultursensible Übersetzung der Menschenbild-Merkmale

Reduktion auf Compliance

ESG-Ziele werden nur formal erfüllt, aber nicht wertebasiert gelebt

Verankerung im Alltagshandeln, z. B. durch Lieferantendialoge, interne Schulungen

Operative Überlastung

Tagesgeschäft überlagert den Raum für Reflexion und Innovation

Klare Ressourcenzuweisung, iterativer Projektplan, Reflexionsphasen fest integriert

Skepsis gegenüber „Soft-Themen“

Menschenbild wird als „weich“ oder realitätsfern abgewertet

Business Case & betriebswirtschaftliche Metriken als Brücke für Rationalität und Wirkung

Isolierung des Piloten

Keine Anbindung an andere Funktionen oder Gesamtstrategie

Frühzeitige Verzahnung mit OE, ESG und globaler Beschaffung


5.3 Warum es sich lohnt – auch wenn nicht alles gelingt

Das Pilotprojekt ist keine perfekte Erfolgsgeschichte – sondern ein Lernraum. Seine Relevanz liegt nicht in der Fehlerfreiheit, sondern in:


  • konkretem Erfahrungslernen zur Wirkung eines erweiterten Menschenbilds im internationalen Beschaffungskontext,

  • Aufbau kultureller Anschlussfähigkeit zwischen westlicher Steuerung und internationaler Beziehungskultur,

  • Stärkung unserer ESG-Kompetenz durch glaubwürdige Partnerschaft in der Lieferkette,

  • und strategischer Wirkung, die nicht auf Kontrolle, sondern auf Resonanz basiert.


6. Nächste Schritte – vom Pitch zur Pilotumsetzung


Wie aus einem kulturellen Impuls ein strategisch skalierbarer Hebel wird


Damit aus der strategischen Vision ein wirksamer Praxistest wird, braucht es klare Umsetzungsschritte und einen verbindlichen Zeitrahmen. Die nachfolgende Übersicht strukturiert den Übergang vom Pitch in die konkrete Pilotphase.


Schritt

Beschreibung

Zeithorizont

1. Freigabe Pilotprojekt

Entscheidung des Lenkungskreises / der Geschäftsleitung zur Durchführung des Piloten im Bereich „Einkauf & Logistik“.

innerhalb von 1 Woche

2. Benennung interner Projektpat:innen

Festlegung eines Tandems aus Bereichsleitung & Geschäftsleitung zur strategischen Patenschaft.

innerhalb von 2 Wochen

3. Zusammenstellung Pilotteam

Auswahl eines funktionsübergreifenden Teams aus Einkauf, Lieferantenmanagement, Logistiksteuerung & ESG.

innerhalb von 2–3 Wochen

4. Startworkshop

Gemeinsame Zielklärung, Einführung in das Menschenbild, Rollenklärung, Kick-off des Pilotdesigns.

Woche 4

5. Projektstart & begleitende Formate

Offizieller Start, regelmäßige Dialog- und Reflexionsrunden, Wirkungsmonitoring, Lieferanten-Dialogformate.

ab Woche 5, für 12 Wochen

6. Zwischenauswertung & Perspektive

Reflexion der Ergebnisse, Evaluierung der Hypothesen, Entscheidung zur Skalierung auf weitere Einheiten/Funktionen.

Woche 17–18


Ergänzende Hebel zur Wirksamkeitssicherung:


  • Die Einbindung des Bereichs Organisationsentwicklung wird empfohlen, um die strategische Anschlussfähigkeit an Skalierungsprojekte sicherzustellen.

  • Die externe Begleitung unterstützt sowohl fachlich-inhaltlich als auch prozessual – insbesondere beim Wirkungsdesign, der moderierten Pilotbegleitung und der systematischen Ergebnissicherung.

  • Regelmäßige Wirkungsdialoge mit CPO zur strategischen Rückkopplung und Entscheidungsvorbereitung


Nächster Schritt: Entscheidung für Pilot-Mandatierung


→ Formale Freigabe durch CPO und Geschäftsleitung – als Startschuss für eine Einkaufs- & Logistik-Zukunft, die nicht nur administriert, sondern inspiriert:

Ein kulturell intelligentes Transformationsprojekt, das emotionale Bindung, organisationale Kohärenz und strategische ESG-Kompatibilität miteinander verbindet.

 
 
bottom of page